Donnerstag, 26. August 2010

27. Tag (25.08.2010)

Unseren Schlaf hat nur ein Italiener gestört, der um 6 Uhr sein Auto gewaschen hat. Wahrscheinlich hat er lange in Deutschland gelebt und die "German Sauberkeit" mit nach Italien importiert. Für uns war dieser Italiener ein Zeichen, unsere Fahrräder und Packtaschen vom Schmutz der Reise zu befreien. Nach der Fahrradwäsche ging es ohne Frühstück weiter bis San Giorgio in Salcini. Hier haben wir einen Cafe getrunken und unser Müsli gegessen. In Bardolino haben wir für euch noch ein kleines Rätsel vorbereitet. Wer die Sendung "Was bin ich" noch kennt, weiß, dass für das Beruferaten eine typische Handbewegung gemacht wurde. Auf dem einen Bild ist die typische Handbewegung Dieters zu sehen, das andere zeigt Dieters Freundin Gabi (also wenn das keine Steilvorlage für Karo ist ...)
Ein kurzer, kräftiger Anstieg über 400 Höhenmeter (350 HM, wenn man sich nicht verfährt) von Garda nach Albisano hat uns nach 2176,04 km an das Ziel unserer Reise gebracht. Natürlich haben wir auch diesen Anstieg wieder in der größten Hitze genommen.
Und zum Abschluss die Frage: Was haben wir auf der Reise gelernt?
Egal, welche "Umstände" das Leben für einen bereithält, die Kunst besteht darin, in diesen "Umständen" für einen selbst die richtigen Hinweise zu erkennen UND danach zu handeln. So ist es uns oft gegangen: Wenn wir z. B. am Abend einen passenden Schlafplatz gesucht haben, schienen sich alle "Umstände" gegen uns verschworen zu haben. Aber mit Gelassenheit und Ruhe hat Dieter die "Umstände" vorüberziehen lassen, bis der rechte "Umstand" kam, der uns unseren Schlafplatz wies. Sicherlich hätte ich mir ab und zu einen besseren "Umstand" gewünscht (ja, ja, meine hohen Ansprüche), aber im Nachhinein betrachtet, waren alle Schlafplätze für uns optimal.
Vielleicht funktioniert dieses Prinzip ja nicht nur im Kleinen, sondern generell im Leben. Aber das möge jeder für sich selbst herausfinden!
Wir bedanken uns bei allen Menschen (ich besonders bei meinem Freund Dieter) und beim Gütigen Großen für die wertvollen "Umstände", die diese Reise so schön gemacht haben.
Dieter und Uli im August 2010

26. Tag (24.08.2010)

Heute Nacht haben wir seit langem wieder einmal tief und fest geschlafen. Deshalb sind wir auch erst um 9.30 Richtung Vicenza gestartet. Hier haben wir von 11.30 bis 13.00 Uhr in einer Pasticceria Pause gemacht und uns an den Leckereien erfreut. Ganz nebenbei war auch Markt und siehe da: Dieter hat eine neue Hose. Wieder sind wir in der größten Hitze weitergefahren. Die Einwände des Lehrlings hat der Meister mit einer flüchtigen Handbewegung hinweggefegt. Gekommen sind wir dann noch 7 Kilometer, weil dann der Meister beschlossen hat, dass es zu heiß ist. Da wir uns ja wieder an die Zivilisation gewöhnen müssen, sind wir mal bei MacDonalds eingekehrt. Die Räume sind schön gekühlt und die Toilette haben wir zu unserem Bad gemacht. 15 km vor Verona haben wir nochmals kräftig eingekauft, weil wir beschlossen haben, vor der Arena Vesper zu machen. Und so sitzen wir nun hier (22 Uhr), mitten in Verona bei Wurst und Brot und genießen das nächtliche Flair. Um 1 Uhr nachts sind wir aufgebrochen und haben unser Nachtquartier an einer Autowaschstraße aufgeschlagen.
Eines habe ich die ganz Zeit verschwiegen und lange mit mir gerungen, ob ich es euch erzählen soll: Dieter hat seit Györ (Ungarn) eine gute Bekannte, ja ich muss sagen, Freundin ist das besser Wort. Vielleicht kennt jemand von euch den Schlager "... für Gabi tu ich alles ..." Hier ist es genau umgekehrt: Gabi tut für Dieter alles. Und ab jetzt haben wir vereinbart, dass Gabi auch mir helfen darf. Ich freue mich schon jetzt auf heute abend, morgen schicke ich euch ein Foto von Gabi.
Ja liebe Mitleser, Mitfühlende und Freunde, Zivilisation ist das Stichwort: Unsere Reise nähert sich langsam dem Ende. Es ist ein bisschen wie Weihnachten, "... nur noch einmal wirst du wach, heißa dann ist Weihnachtstag!" Einerseits freut man sich auf den Weihnachtstag, andererseits weiß man, dass man danach wieder ein Jahr warten muss.

Dienstag, 24. August 2010

25. Tag (23.08.2010)

Gestern haben wir noch eine Session gefeiert. Wir haben in Jesolo in einem indischen Geschäft neue Räucherstäbchen besorgt (15 Euro die Packung, ich glaube den Wucherpreis können nur Raucher verstehen), dazu Dieters Chakra Dhyana (Meditationsmusik) von meinem Handy - das wirkt. Sämtliche Stechmücken waren sofort benommen, ich hatte leichte Kopfschmerzen, allein Dieter war in seinem Element. Dazu die Lichter von Venedig, der Fast-Vollmond über uns, die Stille, nur hin und wieder vom Gekreische der Seemöven unterbrochen - das verstehen nur Romantiker. Der Schlaf wollte sich aber nicht einstellen, weil der Asphalt wie eine Fußbodenheizung wirkte, die man auch bei 30 Grad um 22 Uhr Abend nicht abstellen kann. So herrschte im Zelt ein subtropisch-feuchtes Klima, das jeden Schlaf verhinderte. Am Morgen sind wir von den ankommenden Fähren schon frühzeitig geweckt worden und ohne Frühstück um 6.45 losgefahren. Die erste Pause haben wir auf dem Festland in Marghera gemacht. Das eine Bild zeigt Dieter in gewohnter Meditationshaltung (das Schild SILENZIO habe ich auf Anraten Karos auch auf den Tisch gestellt) nur zeigt das zweite Foto, wem die Aufmerksamkeit wirklich galt: Es war die junge Frau im weißen Kleid. Nach der längeren Pause sind wir dann um 11.30 Uhr weitergefahren, schließlich will man ja die Mittagshitze auskosten. Das Thermometer zeigte 34 Grad Lufttemperatur und 42 Grad in der Sonne an. Bei dem Hotel Villa Goetzen (vielleicht kennt der eine oder andere das Hotel) haben wir unsere 2000 km in einem öffentlichen Springbrunnen gefeiert. Wegen der großen Hitze mussten wir kurz vor Padua die nächste Pause einlegen. Unseren schattigen Ruheplatz findet man, wenn man nach ca. 4 km der Tangenziale Padova (Stadtautobahn) die erste Ausfahrt nimmt. Um 16 Uhr sind wir dann in Padova eingefahren und haben die Stadt besichtigt, will heißen, Dieter hat in allen möglichen Geschäften nach Hosen geschaut. Da aber kein Geschäft eine Hose seiner Vorstellung führte, werden wir den Einkauf auf später verschieben müssen. Und weil wir schon in den Geschäften waren und allenthalben das Wort "Skonti" angeschrieben stand, haben wir auch gleich vier Hemden gekauft (Schnäppchen jagen, das haben wir von unseren Frauen gelernt). Um 19.30 haben wir die Stadt verlassen (mein Bicycleroadtrain ist wieder um 1,5 kg schwerer geworden) und uns auf die Suche eines Nachtquartiers gemacht. Dieses haben wir schließlich um 21 Uhr in der Via Balla, mitten in der Poebene gefunden.

Montag, 23. August 2010

24. Tag (22.08.2010)

Heute hat mich mein Zeremoniemeister etwas später geweckt. Dies war ein Zugeständnis, weil heute Sonntag ist und da soll man ja bekanntlich keinen Stress machen. Wir haben die erste Pause nach 20 km in einer Bar in Muzzana gemacht. Die Chefin und der Chef waren ganz lieb zu uns und konnten es gar nicht glauben, dass wir fast 2000 km mit dem Rad gefahren sind. Nur unser Appetit muss sie doch überzeugt haben: einen kompletten Kuchen, zwei Hörnchen, vier Cappuchini, 2 Cafe und zwei alkoholfreie Biere. Am Ende haben sie uns noch einen Abschiedsdrink spendiert und uns viel Glück auf unserer Reise gewünscht.
TANTE GRAZIE!
Die Fahrt ging dann weiter durch die Poebene nach Jesolo, ein schaurig hässlicher Ort. Wir haben Temperaturen von über 36 Grad und allein die Baumalleen spenden uns etwas Schatten. Damit die Techniker unter euch sich ein Bild von unserem "Bicycleroadtrain" machen können, habe ich mal mein Rad von vorne fotografiert. Der Luftwiderstand ist schon am 25 km/h enorm und auf Abfahrten sind nicht viel mehr als 60 km/h möglich. Wir haben uns am Abend bis Punta Sabbioni durchschlagen und wollten mit der Fähre nach Venedig (Pizza de San Marco) übersetzen. Aber es gibt auch radfreie Städte und Venedig gehört dazu. Also haben wir die Fähre bis Lido de Venecia genommen und hier zu Abend gegessen. Wie es der Zufall wollte, erwischten wir um 20 Uhr noch die Autofähre nach Venedig (Tronchetto). Da Dieter nach über 110 km Tagesetappe schon müde war, haben wir beschlossen in Venedig zu campieren. Und nun liegen wir hier auf dem Parkplatz der Fährverbindungen und hoffen, dass uns niemand findet.

Sonntag, 22. August 2010

23. Tag (21.08.2010)

Heute morgen haben wir es wieder etwas ruhiger angehen lassen, d. h. wir sind erst um 8 Uhr gestartet. Dann ging es über einen Pass (750 m NN) und diese Höhenmeter haben wir dann bis Triest vernichtet - rasante Abfahrten mit Spitzengeschwindigkeiten von über 60 km/h. Seitdem bei Dieter die "Rache Montezumas" etwas nachgelassen hat, ist er radmäßig sehr gut unterwegs. Manchmal habe ich an kurzen Ansteigen, die er im Stehen fährt, Schwierigkeiten hinterher zu steigen. Triest ist ein bisschen protzig und laut, weil es die Italiener nicht schaffen, den Verkehr aus der Innenstadt zu verbannen. Das haben die Slowenier in Ljubljana sehr gut gelöst. Eigentlich wollte ich ja für Karo einen Steinpilz in den slowenischen Bergen fotografieren, leider hat es nur für ein Schuh- und Modegeschäft in Triest gereicht. 10 km hinter Triest haben wir am öffentlichen Strand gebadet und sind dabei ein bisschen eingeschlafen. So sind wir erst um 18 Uhr weitergefahren. In Montefalcone gab es das letzte Eis vor der Nachtruhe in Fiumicello.

Samstag, 21. August 2010

22. Tag (20.08.2010)

Heute morgen war wieder um 6 Uhr wecken (schließlich hätte ja auch der Bautrupp auftauchen können) und nach spartanischem Frühstück Abreise. Am Morgen hatten wir die Gelegenheit das Schwemmland genauer anzusehen. Die Flüsse entspringen hier in einem Karstgebiet aus der Tiefe, sind also plötzlich einfach da. Dies ist Übrigens eine geologische Besonderheit des Gebiets um Ljubljana. Und genauso wie die Flüsse aus dem Nichts da sind, sind die Straßen wie aus dem Nichts weg. In Vrhinika haben wir die erste Pause gemacht und das Schwemmland um Ljubljana verlassen. Dieters alte Dame hat einige Lagerschäden (Vorderradnabe, Pedale) und wir suchen schon seit geraumer Zeit einen Fahrradservice. Da aber das "Franzsche" Motto gilt: "Am Material soll es nicht scheitern!", hat uns noch kein Shop überzeugt. So fährt Dieter in den slowenischen Bergen weiter mit diesem Handicap Richtung Triest. In Unec haben wir zu Mittag gegessen und weil die Pizzen hier so groß sind, fahre ich nun die halbe Pizza in der Landschaft umher. Unser Nachtcamp haben wir heute um 20 Uhr nach 86 km wieder in den slowenischen Bergen aufgeschlagen. Über das Wetter habe ich ja schon lange nichts mehr geschrieben: Wir haben jeden Tag um die 30 Grad, es ist teilweise bewölkt, aber trocken.